Das war das NPL FORUM 2018

vom 10. Juni 2018

Das NPL FORUM 2018 präsentierte sich im 13. Jahr der Veranstaltung in den neuen Räumlichkeiten der Frankfurt School. In ihren Begrüßungsreden wiesen Prof. Dr. Christoph Schalast und Dr. Marcel Köchling auf die Bedeutung der Konferenz für die Branche hin: 2007 war hier die BKS entstanden – mit damals sieben Mitgliedern, aus denen im Laufe der Jahre die heutigen 26 Mitglieder wurden.

Das NPL FORUM 2018 präsentierte sich im 13. Jahr der Veranstaltung in den neuen Räumlichkeiten der Frankfurt School. In ihren Begrüßungsreden wiesen Prof. Dr. Christoph Schalast und Dr. Marcel Köchling auf die Bedeutung der Konferenz für die Branche hin: 2007 war hier die BKS entstanden – mit damals sieben Mitgliedern, aus denen im Laufe der Jahre die heutigen 26 Mitglieder wurden.

In seiner Keynote-Speech ging Prof. Dr. Michael Hüther auf die „tektonischen Verschiebungen“ im globalen Handelssystem ein. Nach dem Wegfall des Systemkonflikts mit der Sowjetunion bröckele der transatlantische Konsens, während das aufstrebende China mit neuem Selbstbewusstsein einen „200-jährigen Fehler der Geschichte“ behebe. Doch nicht nur die schwelenden Handelskonflikte verlangten nach neuen Arten von Konfliktlösungen. Die globale Wertschöpfung werde vor allem durch den intra-regionalen Handel geprägt und neue Technologie wie der 3D-Druck könnten ein Reshoring von Produktionskapazitäten bewirken. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung nach der Finanzkrise sprach Hüther das zu späte Einschreiten der EZB an. Und auch beim Brexit gebe es kaum strategische Überlegungen.

Als nächstes führte Dirk Cupei in das Einlagensicherungssystem ein. Dieses sei unter den beiden Gesichtspunkten „Finanzmarktstabilität“ und „Verbraucherschutz“ zu sehen. Der deutsche Einlagensicherungsfonds wurde 1976 nach der damals größten Bankenpleite der Herstatt-Bank im Jahr 1974 eingeführt. Cupeis Forderung für Europa: Bevor eine europaweite Einlagensicherung kommen kann, müssen zunächst NPLs konsequent abgebaut werden.

Prof. Dr. Alexander Kritikos skizzierte anschließend die NPL-Situation in Griechenland und die Fehler der Troika, die aus seiner Sicht gemacht wurden. So sei einer der Hauptgründe für den Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft die Einführung einer Bestandssteuer auf Immobilien gewesen, die den Bausektor fast vollständig zerstört habe. Positiv sei, dass in Griechenland ein Licht am Ende des NPL-Tunnels zu sehen sei. Negativ jedoch, dass sich die gesamtwirtschaftliche Situation voraussichtlich nicht verbessern werde, solange die Bestandssteuer nicht abgeschafft werde, das Insolvenzrecht nicht reformiert werde und es kein staatliches Auffangnetz für in Not geratene Familien gebe.

Daraufhin beleuchtete Prof. Dr. Friedrich Thießen den Zusammenhang zwischen Korruption und der NPL-Quote von Ländern. Es gebe vor allem im Süden und Osten Europas hohe Korruptionswerte nach Transparency International.  Dort seien die Werte teils vergleichbar mit Russland oder anderen korrupten Nicht-EU-Staaten. Eine Untersuchung der vorhandenen Literatur habe eindeutig gezeigt, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der NPL-Quote und der Korruption gebe. Weitere Werte, die mit der Korruption korrelierten seien Kollektivismus und Arbeitslosigkeit. Zum NPL-Abbau gehörten daher auch die strikte Einhaltung von Prinzipien wie der Einhaltung von Prozessen, dem Arbeiten mit Kennziffern, dem Vier-Augen-Prinzip und dem rechtzeitigen Abschreiben von Forderungen.

In der folgenden Podiumsdiskussion stieß Stefan Barth, Mitglied des Vorstands und Chief Risk Officer der BAWAG Group, zu den bisherigen Referenten. Diskutiert wurde der Nutzen einer unionsweiten Einlagensicherung diskutiert. Bevor diese kommen könne, müsste zunächst die Korruption in den Griff bekommen, die NPL-Quoten gesenkt und ein europäisches Insolvenzrecht geschaffen werden.

Nach dem Mittagessen stellte die BKS ihr alljährliches NPL-Barometer vor. Während es im Gesamtergebnis kaum Abweichung zum Vorjahr gab, waren doch in den einzelnen Kategorien Änderungen bei den Einschätzungen der befragten Bankvertreter deutlich zu erkennen. So waren die Teilnehmer sich zum Beispiel einig, dass die Immobilienpreise noch stärker als in den Vorjahren gestiegen waren.

Der nächste Programmpunkt war eine Podiumsdiskussion mit Stefan Butgereit, Geschäftsführer der AssetGate GmbH (Ein Unternehmen der Intrum-Gruppe), Dominik Dürschlag, Mitglied des Vorstands der Aareal Estate AG, Claudius Meyer, Managing Director der CR Holding GmbH und Haiko Naumann, Bereichsleiter Loan Decision Commercial Real Estate der Commerzbank AG. Die Moderation übernahm Daniel Mair, Partner bei der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Diskutiert wurde, wie Problemimmobilien in strukturschwachen Regionen gemanagt werden können. Als Beispiel nannte Butgereit die Harzregion, in der es bis 2035 30% Bevölkerungsschwund geben wird und wo zum Teil ganze Wohnstraßen leer stehen. Wichtig sei auch, Lösungen mit den Rechtspflegern zu suchen, wenn beispielsweise die Kosten eines Gutachtens teurer als der Immobilienwert seien.

In den beiden folgenden Kurzvorträgen ging es dann um ein Update zum EZB-Leitfaden für Banken zu notleidenden Krediten bzw. den entsprechenden Guidelines der EBA. Mike Danielewsky, Partner bei DLA Piper und Anne Fröhling, Head of Section/Coordinator NPL Task Force der DG Microprudential Supervision II bei der Europäische Zentralbank stellten die beiden Werke vor. Die Moderation der anschließenden Fragerunde übernahm Dr. Andreas Walter, Rechtsanwalt und Partner bei Schalast & Partner Rechtsanwälte mbB. Quintessenz der beiden Vorträge: Während der EZB-Leitfaden für die großen Banken unter der Aufsicht der EZB gilt, ist der EBA-Leitfaden als Anpassung für kleinere Banken zu sehen und ist zudem etwas kürzer. Danielewsky äußerte dennoch als Kritikpunkt, dass die Umsetzung dieser Richtlinien für kleinere Banken wesentlich problematischer ist als für Großbanken, insbesondere was das Reporting betreffe. Auch forderte er, dass Banken durch die Richtlinien nicht zum Verkauf von NPLs „gezwungen“ werden.

Im nächsten Programmpunkt stellte Matthias Wargers, Sprecher des Vorstands der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA) seine Erfolgsfaktoren für das Outsourcing von Kreditabwicklungsprozessen vor. Während die Assets der EAA zu Beginn noch als das „Toxischste vom Toxischsten“ bezeichnet worden war, seien ihre Assets nun zu „Feinschmeckerhäppchen“ geworden. Bei der Sanierung der Bank habe die Reduzierung des Verwaltungsaufwandes eine zentrale Rolle gespielt – die Mitarbeiterzahl wurde von 1400 auf 160 Mitarbeiter gesenkt. Wargers prognostizierte zudem, dass auch „normale Banken“ sich diesen Herausforderungen in der Zukunft stellen werden müssen. Dabei spiele Outsourcing eine zentrale Rolle, allerdings müssten Banken für ein effizientes Outsourcing die entsprechenden Steuertools vorhalten.

Der letzte Block im Programm widmete sich ganz der Digitalisierung. Zunächst stellte Dr. Jochen Papenbrock, CEO und Mitgründer der Firamis GmbH, vor, wie sich KI-Technologien für Kredit- und Transaktionsprozesse nutzbar machen lassen. Mithilfe von Machine Learning ließen sich mittlerweile große Datensätze (z.B. Kreditdaten) automatisiert auswerten. Die genutzten Algorithmen finden dabei Cluster nach eigenen Kriterien und strukturieren die Daten dahingehend z.B. nach Risikoklassen. Die Nutzung von künstlicher Intelligenz sei heute so einfach wie nie, da die Standardtools allesamt Open Source seien.

In der anschließenden Podiumsdiskussion gingen Sandra Förster, Leiterin im Fachbereich Risikomanagement und -analyse der Deutsche Kreditbank AG, Mathias Kadler, Leiter Recht bei der Pair Finance GmbH, Dirk Kling, Direktor/Leiter Immobilienfinanzierung der ING-DiBa AG, Dr. Jochen Papenbrock, Dr. Tobias N. Ruland, Chief Product Officer bei der FinTecSystems GmbH und Prof. Dr. Christoph Schalast als Moderator der Frage nach, woher die Innovationstreiber bei der Digitalisierung von Kreditprozessen kommen. Sowohl Banken- als auch FinTech-Seite betonten dabei die sinnvolle Zweiteilung zwischen kleinen, kreativen FinTechs und den etablierten Banken mit ihrem Know-how im klassischen Bankgeschäft. Angst vor Google, Apple und Co. habe man aus FinTech-Sicht nicht. Man stehe nicht in Konkurrenz zu deren Geschäftsmodellen.

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