EBA Risk Dashboard Q1 2025: Trügerische Stabilität?

Die jüngsten Daten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde für das erste Quartal 2025 zeichnen auf den ersten Blick ein Bild der Entspannung für den deutschen NPL-Markt. Ein Rückgang der aggregierten NPL-Quote von 1,6 % im Vorquartal auf 1,4 % sowie ein gesunkenes Gesamtvolumen notleidender Kredite von 46,8 Mrd. EUR auf 44,8 Mrd. EUR deuten auf eine Stabilisierung hin. Eine differenziertere Analyse der zugrundeliegenden Indikatoren mahnt jedoch zur Vorsicht und offenbart strukturelle Risiken, die eine fortgesetzte strategische Aufmerksamkeit erfordern.

Ein wesentliches Warnsignal stellt der mit 15,5 % auf einem kritisch hohen Niveau verharrende Anteil an Stage-2-Krediten dar. Diese signifikante Konzentration potenziell gefährdeter Engagements indiziert ein latentes Risiko für eine zukünftige Zunahme der Kreditausfälle und erfordert proaktive Managementstrategien zur Frühintervention. Positiv ist in diesem Zusammenhang zu bewerten, dass die Risikovorsorge für bereits ausgefallene Kredite zunimmt. Die Deckungsquote für Stage-3-Engagements verbesserte sich auf 36,7 %, was auf eine robustere Kapitalpufferung der Institute für bereits identifizierte Verluste hindeutet.

Die sektorale Segmentanalyse zeigt, wo sich die Risiken im deutschen Markt konzentrieren. Der Gewerbeimmobilien- und Bausektor bleibt das primäre Sorgenkind. Während die NPL-Quote im Bereich der Immobiliendienstleistungen bei 3,6 % liegt, weist der Bausektor mit einer Quote von 8,0 % eine besonders hohe Ausfallrate auf und stellt damit weiterhin ein signifikantes systemisches Risiko dar. Diese Zahlen unterstreichen, dass die anhaltenden Strukturveränderungen im Büro- und Einzelhandelsbereich weiterhin erheblichen Druck auf die Portfolios ausüben und eine intensive Workout-Aktivität erfordern werden. Eine weitere Schwachstelle offenbart sich im Segment der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), wo die NPL-Quote mit 5,8 % ebenfalls deutlich über dem Gesamtdurchschnitt für Unternehmenskredite liegt. Demgegenüber zeigt sich eine positive Entwicklung im IT- und Kommunikationssektor, dessen NPL-Quote von 6,5 % auf 5,3 % sank, was auf erfolgreiche Restrukturierungen und eine robuste Geschäftsentwicklung in dieser Branche schließen lässt.

Für strategische Akteure am Markt implizieren diese Entwicklungen, dass der verbleibende NPL-Bestand von knapp 45 Mrd. EUR weiterhin ein erhebliches Transaktionspotenzial für spezialisierte Investoren und Servicer bietet. Die Notwendigkeit einer professionellen Bearbeitung und Bereinigung der Portfolios bleibt angesichts der Komplexität, insbesondere im CRE-Segment und bei den hohen Stage-2-Beständen, von essenzieller Bedeutung für die Stabilität und Profitabilität der Institute.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die oberflächliche Entspannung im ersten Quartal nicht über die strukturellen Herausforderungen hinwegtäuschen darf. Der deutsche NPL-Markt bleibt ein dynamisches und anspruchsvolles Umfeld, das von den Entscheidungsträgern ein wachsames und differenziertes Risikomanagement verlangt.