NPL Advisory Panel: Monitoring der NPL-Sekundärmärkte in der EU

NPL Advisory Panel*: Monitoring der NPL-Sekundärmärkte in der EU

Diese Zusammenfassung basiert auf dem Bericht des NPL Advisory Panel vom Februar 2025 und gibt die wichtigsten Entwicklungen, Herausforderungen und Trends für den deutschen NPL-Markt und seine Akteure wieder.

Einleitung und Hintergrund

Die aktuelle Veröffentlichung des NPL Advisory Panel bietet einen umfassenden Überblick über den Stand der europäischen Märkte für notleidende Kredite (Non-Performing Loans, NPLs) und deren Sekundärmärkte. Über ein Jahrzehnt nach der Finanzkrise, in deren Folge viele Banken mit hohen NPL-Beständen konfrontiert waren, hat sich der Sekundärmarkt durch zahlreiche EU- und nationale Initiativen – darunter die NPL-Aktionspläne von 2017 und 2020 sowie die NPL-Richtlinie von 2021 – erheblich weiterentwickelt. Ziel der Richtlinie ist es, Hindernisse für den Verkauf und das Servicing von NPLs abzubauen, die Rechte der Kreditnehmer zu schützen und die Finanzstabilität im Binnenmarkt zu stärken.

Entwicklung der NPL-Bestände

Der NPL-Anteil in den Bilanzen europäischer Banken ist weiterhin niedrig und lag im dritten Quartal 2024 bei durchschnittlich 1,9 % – ein historischer Tiefstand. Dennoch zeigen sich leichte Anstiege in einzelnen Ländern wie Österreich, Frankreich, Deutschland und Rumänien. Die höchsten NPL-Quoten verzeichneten Polen (4,0 %) und Griechenland (3,3 %). Besonders betroffen sind Kredite, die durch gewerbliche Immobilien (CRE) oder an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vergeben wurden, mit NPL-Quoten von 4,3 % bzw. 4,6 %. Die Deckungsquote für NPLs ist seit 2021 rückläufig und lag zuletzt bei 41,6 %, wobei fast die Hälfte der Banken eine Quote unter 40 % aufwies. Dies ist auch auf einen proaktiven Umgang der Banken mit NPLs und deren kontinuierlichen Verkauf zurückzuführen.

Aktiva Qualität und Ausblick

Obwohl die Gesamtqualität der Aktiva robust bleibt, zeigen sich erste Anzeichen einer leichten Verschlechterung, insbesondere bei Mikrounternehmen und im CRE-Sektor. Die sogenannten Stage-2-Kredite, die als potenziell ausfallgefährdet gelten, bleiben auf hohem Niveau (über 9 % des Kreditvolumens) und sind ein Frühindikator für künftige NPL-Anstiege. Die höchsten Stage-2-Quoten finden sich bei Immobilienkrediten an Unternehmen und KMU. Marktteilnehmer erwarten, dass sich die NPL-Quote mittelfristig leicht erhöhen könnte, auch wenn Zinssenkungen 2025 für Entlastung sorgen könnten.

Auswirkungen der Lebenshaltungskostenkrise und staatlicher Maßnahmen

Die seit 2021 gestiegenen Energiepreise und die Inflation haben die Haushalte belastet. Während die NPL-Quoten dies nicht unmittelbar widerspiegeln, berichten Verbraucherorganisationen von einer wachsenden Zahl überschuldeter Haushalte. Unterstützungsmaßnahmen wie Zahlungsaufschübe und staatliche Garantien während der Pandemie haben geholfen, die NPL-Quoten niedrig zu halten. Allerdings zeigen Analysen, dass Kredite, die von diesen Maßnahmen profitierten, eine deutlich schlechtere Performance aufweisen und häufiger zu NPLs werden.

Struktur und Entwicklung der NPL-Sekundärmärkte

Marktteilnehmer: Die wichtigsten Käufer von NPL-Portfolios sind internationale Finanzinvestoren, insbesondere aus den USA. Ihr Anteil nimmt jedoch ab, da sich viele Private-Equity-Investoren aus dem Markt zurückziehen. Gleichzeitig gewinnen Kreditdienstleister an Bedeutung, wobei die Branche von wenigen großen, international aktiven Unternehmen dominiert wird. Die 20 größten Servicers vereinen 90 % der Marktaktivität auf sich. Trotz Wachstums zeigen sich zuletzt sinkende Profitabilität und steigende Verschuldung, insbesondere bei den größten Marktteilnehmern.

Marktvolumen: Das Volumen der NPL-Transaktionen ist seit dem Höhepunkt 2018 (200 Mrd. EUR) deutlich gesunken und lag 2023 bei rund 76 Mrd. EUR. Der Rückgang ist vor allem auf den Abbau der NPL-Bestände in den Banken zurückzuführen. Sekundärverkäufe (also Verkäufe zwischen Investoren) gewinnen an Bedeutung und machen mittlerweile fast 20 % des Marktvolumens aus. Die durchschnittlichen Portfoliogrößen (Gross Book Values, GBV) sind rückläufig, was auf eine proaktivere NPL-Bewirtschaftung durch die Banken hindeutet.

Securitisation: Die Verbriefung von NPLs hat parallel zum Gesamtmarkt abgenommen, insbesondere nach dem Auslaufen staatlicher Garantiesysteme. Die Bedeutung von Reperforming Loans (RPLs) und Sub-Performing Loans (SPLs) nimmt zu, bleibt aber noch gering.

Portfoliotypen und Preise: Die meisten Transaktionen betreffen besicherte Kredite, wobei der Anteil unbesicherter und gemischter Portfolios schwankt. Die durchschnittlichen Verkaufspreise liegen bei etwa 35 % des Nennwerts (GBV), wobei besicherte Kredite deutlich höhere Preise erzielen als unbesicherte. Die Preisentwicklung ist volatil und hängt stark von Portfoliozusammensetzung, Marktumfeld und Zinsniveau ab.

Kosten, Gebühren und Verbraucherperspektive

Die Transaktionskosten variieren stark zwischen den Ländern und Transaktionstypen, liegen aber meist zwischen 0,25 % und 3 % des GBV. Bei großen, besicherten Portfolios dominieren externe Rechts- und Beratungskosten. Die Gebührenmodelle für das Inkasso sind national sehr unterschiedlich geregelt – von festen Gebühren bis zu prozentualen Modellen oder gar Gebührenverboten für Verbraucher in einigen Ländern. Die EU-weite Harmonisierung ist bislang nur im B2B-Bereich (Late Payment Directive) fortgeschritten, während der B2C-Bereich fragmentiert bleibt. Auch für Nachsichtmaßnahmen (Forbearance) gibt es keine einheitliche Regelung; die Praxis variiert stark zwischen den Mitgliedstaaten. Nur ein Teil der betroffenen Verbraucher erhält tatsächlich Nachsichtmaßnahmen, und diese führen selten zu einer signifikanten Kostenreduktion für die Kreditnehmer.

Schlussfolgerungen

Die EU-NPL-Märkte sind heute durch niedrige NPL-Quoten, eine hohe Marktkonzentration im Servicing und eine zunehmende Fragmentierung bei Kosten und Regulierung geprägt. Die NPL-Richtlinie hat die Rahmenbedingungen verbessert, aber nationale Unterschiede – insbesondere im Insolvenz- und Zivilrecht sowie bei Gebühren und Nachsichtmaßnahmen – bleiben eine große Herausforderung für die weitere Integration und Effizienz der Sekundärmärkte. Die größten Risiken für die Zukunft liegen in einem möglichen Wiederanstieg der NPL-Quoten, dem Druck auf die Profitabilität der Kreditdienstleister und der fehlenden Harmonisierung im Verbraucherschutz und bei Inkassopraktiken.

*Das Dokument ist eine Veröffentlichung des NPL Advisory Panel, einer von den Dienststellen der Kommission (GD FISMA) eingerichteten beratenden Gruppe, die der Kommission und ihren Dienststellen im Bereich notleidender Kredite (NPLs) Beratung und Fachwissen zur Verfügung stellt. Mehrere Mitglieder des NPL Advisory Panel, darunter Debitos GmbH und Hoist Finance AB, sind zugleich Mitglieder der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS).