NPL-Barometer 2025: Volumen notleidender Kredite bis 2026 bei 60 Milliarden Euro?

Berlin, 02. Juni 2025 – Der Markt für notleidende Kredite (Non-performing Loans, kurz NPLs) bewegt sich trotz leicht abgeschwächter Dynamik nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Fachleute erwarten für 2025 und 2026, dass das Volumen weiter stark wächst. Das geht aus dem NPL-Barometer Frühjahr 2025 der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V. (BKS) hervor. „Besonders starke Stresssignale zeigt die Befragung derzeit bei gewerblichen Immobilienkrediten“, sagt BKS-Präsident Jürgen Sonder. 

Die Mehrheit der befragten Bankenvertreter (72 Prozent) erwartet für Ende 2025 ein NPL-Volumen zwischen 40 und 50 Milliarden Euro. Für 2026 prognostizieren 44 Prozent einen Anstieg auf 50 bis 60 Milliarden Euro, während elf Prozent sogar mit einem Wachstum auf über 60 Milliarden Euro rechnen.

Das NPL-Barometer, das seit zehn Jahren die Entwicklung notleidender Kredite in deutschen Banken analysiert, offenbart im Frühjahr 2025 eine leichte Abschwächung der Marktdynamik mit einem Rückgang des Klimawerts von 0,45 im Sommer 2024 auf aktuell 0,31. „Dennoch befinden wir uns im zehnjährigen Jahresvergleich weiter auf hohem Niveau, was sich vor allem mit der wirtschaftlichen Lage erklären lässt“, sagt Sonder. 

Das Segment der gewerblichen Immobilienkredite sendet die stärksten Stresssignale. Hier ist die NPL-Quote gegenüber dem Vorjahr von 4,8 auf 5,9 Prozent gestiegen. 64 Prozent der befragten Institute berichten von wachsenden NPL-Beständen in diesem Segment, 50 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung. „Die strukturellen Herausforderungen wie zurückgehende Flächennachfrage bei Büroimmobilien, Transformation im Einzelhandel und höhere Finanzierungskosten belasten sowohl die Kreditperformance als auch die Verwertungsperspektiven“, erklärt Sonder.

Auch bei unbesicherten Konsumentenkrediten erwarten 67 Prozent der Befragten eine Zunahme im kommenden Jahr. Die Kreditqualität im KMU-Segment zeigt ebenfalls Belastungsanzeichen mit einer aktuellen NPL-Quote von 3,9 Prozent und einer erwarteten Steigerung auf vier bis sechs Prozent bis Ende 2025. Einzig die Wohnimmobilienfinanzierung erweist sich als vergleichsweise stabil mit einer NPL-Quote von 0,9 Prozent. „Nach einer längeren Korrekturphase erwarten die Marktteilnehmer mehrheitlich eine Stabilisierung bis leichte Erholung der Immobilienpreise“, so Jürgen Sonder.

Das Ende 2023 in Kraft getretene Kreditzweitmarktgesetz wirkt aktuell als dämpfender Faktor für Transaktionsvolumina. Deutschland hat mit seiner fristgerechten Umsetzung der EU-Richtlinie 2021/2167 gemeinsam mit Griechenland eine Vorreiterrolle in Europa eingenommen. Während die Anzahl der Portfolioverkäufe leicht gestiegen ist, führen die höheren regulatorischen Anforderungen zu einer Konsolidierung des Marktes. 

Laut Daten der European Banking Authority (EBA) sind die NPL-Bestände deutscher Banken von 38 Milliarden Euro Ende 2023 auf 46,6 Milliarden Euro Ende 2024 angestiegen: ein Plus von 23 Prozent. Parallel dazu stieg die NPL-Quote von 1,3 Prozent auf 1,6 Prozent, während der Anteil der Stage-2-Kredite – ein Frühindikator für mögliche Kreditausfälle in der Zukunft – einen markanten Sprung von 11,7 Prozent auf 15,9 Prozent verzeichnete. Die erwartete Stabilisierung der Portfoliopreise könnte die Attraktivität von Transaktionen für alle Marktteilnehmer erhöhen. „Besonders erfolgreich sind dabei Banken, die eine integrierte Strategie aus traditionellem Work-out, digitalen Lösungen und strategischer Portfoliooptimierung durch selektive Verkäufe verfolgen“, sagt Sonder.

Das aktuelle NPL-Barometer kann hier heruntergeladen werden.

Zur Methodik
Beim NPL-Barometer wird nach der tatsächlichen Entwicklung innerhalb der vergangenen zwölf Monate gefragt sowie der erwarteten Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Dabei werden die NPL-Bestände, die Kaufpreise, die Nutzung von Verkäufen und Outsourcings, die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Entwicklungen auf den Immobilienmärkten unter die Lupe genommen. Das NPL-Barometer ist auf einer Skala von -1 bis +1 abgetragen. Werte im negativen Bereich der Skala sprechen für einen weniger aktiven NPL-Markt und einen Rückgang der notleidenden Kredite in den Bankbilanzen. Ein positiver Wert steht dagegen für höhere NPL-Bestände, bessere Rahmenbedingungen für den NPL-Sekundärmarkt und mehr Transaktionstätigkeit.